Die empfohlene
Erstlinientherapie bei Patienten mit CML in
chronischer Phase ist
Imatinib (IM).
Imatinib löst zwar vollständiges zytogenetisches Ansprechen (
CCyR) bei den meisten Patienten aus, aber die Krankheit bleibt oftmals nachweisbar, was wahrscheinlich den Fortbestand der
Stammzellen widerspiegelt.
Allogene Stammzelltransplantation ist weiterhin die einzige Option auf Heilung und bei einer dosisreduzierten Konditionierung (RISCT) ist diese Methode weniger
toxisch und kann einer breiteren Patientengruppe angeboten werden. In einem neuartigen Ansatz der Forscher um Dr. Holyoake aus Großbritannien wurde
Imatinib eingesetzt, um eine CML in
chronischer Phase vor einer dosisreduzierten Konditionierung (RISCT) (Fludarabin/Melphalan/MabCampath) in eine komplette zytogenetische
Remission zu bringen. Eine prophylaktische dosissteigernde Gabe von Spenderlymphozyten wurde danach bei Vorhandensein einer Resterkrankung verabreicht. 18 Patienten wurden in 4 Zentren zwischen 2001 und 2006 aufgenommen.
Dr. Holyoake aus Großbritannien stellt Daten von 15 Patienten vor, die ein vollständiges zytogenetisches Ansprechen (
CCyR) mit
Imatinib erreichten und dann unter Anwendung einer Stammzelltransplantation mit dosisreduzierten Konditionierung ("Mini-
Transplantation") mit verwandten Spendern erhielten. 53 % der Patienten erlitten Infektionsschübe und einige entwickelten eine Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (
GVHD). Die Verlaufskontrolle betrug 31 Monate, wonach 8 Patienten weiterhin
PCR-negativ waren. 87 % mussten Spenderlymphozyten nach der
Transplantation verabreicht werden, um dann eine
PCR-Negativität zu erreichen. 50 % der Spenderlymphozyten erhaltenden Patienten entwickelten eine Transplantat-Wirt-Reaktion (
GVHD). 1 Patient aus der Gruppe starb aufgrund der
Transplantation.
Bei dieser Studie befanden sich die Patienten, die eine dosisreduzierte Konditionierung (RISCT) empfingen, in einer frühen
chronischen Phase mit vollständigem zytogenetischem Ansprechen auf
Imatinib. Es ist wahrscheinlich, dass die meisten ein vollständiges zytogenetisches Ansprechen (
CCR) unter
Imatinib aufrechterhalten hätten, wenn ihnen keine
Transplantation angeboten worden wäre. Die Anzahl an Patienten, die allerdings im Anschluss an eine dosisreduzierte Konditionierung (RISCT) und Gabe von Spenderlymphozyten (
DLI) nicht nachweisbare BCR-ABLs erzielten, kann positiv mit dem Ansprechen verglichen werden, das mit einer alleinigen Gabe von
Imatinib erwartet wird. Die Patienten vertrugen das Transplantationsverfahren gut und müssen derzeit nicht mehr wegen CML behandelt werden. Eine regelmäßige Überwachung bleibt notwendig, sollte es jedoch zu einem Rückfall kommen, sollten die Patienten auf eine Gabe von Spenderlymphozyten ansprechen.
Imatinib ist die derzeit allgemein anerkannte
Erstlinientherapie bei den meisten Patienten, die Forscher würden jedoch die Wichtigkeit einer dosisreduzierten Konditionierung bei ausgewählten Gruppen hervorheben und glauben, dass der vorgestellte Ansatz wirksam und gut verträglich ist.
Quelle: ASH-Abstract #1097 von Tessa L. Holyoake et al., Großbritannien.
ASH-Abstract #1097 erscheint in Blood, Ausgabe 110, Band 11, 16. November 2007. Übersetzung und Zusammenfassung durch Alice/Jan.
Imatinib-Gabe vor einer Stammzelltransplantation ist sicher
Imatinib (
Glivec) hat eine
allogene blutbildende Stammzellentransplantation als
Erstlinientherapie bei CML weitgehend verdrängt. Dennoch unterziehen sich viele Personen mit CML schließlich einer blutbildenden Stammzellentransplantation, was die Frage aufwirft, ob eine vorausgehende
Imatinib-Therapie das Ergebnis der blutbildenden Stammzellentransplantation beeinflusst.
Eine Studie zeigte nun, dass eine Behandlung mit
Imatinib vor einer blutbildenden Stammzellentransplantation, während sich der Patient in
chronischer Phase befindet, mit einem höherem Überleben und Tendenzen zu einer geringeren transplantationsassoziierten Sterblichkeitsrate (TRM) und mehr hämatologischen Rückfällen nach der
Transplantation in Verbindung gebracht wird. Bei Individuen jenseits der frühen
chronischen Phase wurde eine vorausgehende Behandlung mit
Imatinib mit ähnlichen Ergebnissen in Verbindung gebracht, wie sie bei Patienten beobachtet wurden, die vor der blutbildenden Stammzellentransplantation nicht mit
Imatinib behandelt wurden. Diese Ergebnisse sollten den Patienten Mut machen, die
Imatinib erhalten oder Patienten in früher
chronischer Phase, die eine
Imatinib-Studie vor einer blutbildenden Stammzellentransplantation in Erwägung ziehen.
Unter Verwendung von Daten des Center for International Blood and Marrow Transplant Research (CIBMTR) an 409 Patienten, die vor einer
Transplantation mit
Imatinib behandelt wurden (IM+) und 900 Patienten, die nicht vorab mit
Imatinib behandelt wurden (IM-), bewerteten wir die transplantationsassoziierte Sterblichkeitsrate,
akute Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung (
GVHD), Leukämierückfall (als
hämatologisch definiert), leukämiefreies Überleben (LFS) und Überleben. Die
Transplantationen wurden von 1999 bis 2003 durchgeführt. Um eine potentielle Verzerrung der Statistik zu minimieren, wurden nur Daten von Zentren aufgenommen, die Daten über mindestens 80 % der mit
Imatinib behandelten Patienten berichteten und gleichzeitig auch nicht mit
Imatinib behandelte Individuen behandelten.
Quelle: ASH-Abstract #738 von Stephanie Lee und anderen.
ASH-Abstract #738 erscheint in Blood, Band 110, Ausgabe 11, 16. November 2007. Übersetzung und Zusammenfassung von Alice/Jan.
allogene Stammzelltransplantation
Bei der allogenen Transplantation handelt es sich um eine Form der Stammzelltransplantation, die bei malignen hämatologischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Blutstammzellen von einem Spender zu einem Empfänger übertragen (Spender und Empfänger sind hierbei nicht dieselbe Person).
Erstlinientherapie
Erstlinientherapie ist die erste Therapie, die nach der Diagnosestellung bei einem Patienten eingeleitet wird. Wenn diese nicht anschlägt oder nicht vertragen wird, folgt die Zweitlinientherapie
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
BCR-ABL
BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22. Das Chromosom mit diesem Gen wird als Philadelphia-Chromosom bezeichnet. Es kommt bei fast 95 Prozent der Patienten mit CML (Chronisch Myeloischer Leukämie) vor. Das Gen ABLim Fusionsgen enthält den Bauplan für ein Enzym, eine Tyrosinkinase. Dieses Enzym ist wesentlich an der Übertragung von Signalen beteiligt, die für die Regulation des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung erforderlich sind. Durch die Fusion der beiden Gene wird das Tyrosinkinase-Gen aktiviert. Die Folge: Zellen mit diesem Gen vermehren sich unkontrolliert. Das molekulare Ereignis wird als Hauptursache für die Entstehung der CML angesehen.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
GVHD
Andere Bezeichnungen: Graft-versus-Host-Disease; Bedeutung: Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion
CCyR
Sinkt die Zahl der Leukämiezellen mit Philadelphia-Chromosom in der Folge unter die Nachweisgrenze zytogenetischer Methoden, bezeichnet man dies als vollständige zytogenetische Remission: CCyR.
CCR
engl. complete cytogenetic remission: komplette zytogenetische Remission
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
CAM
Komplementär- und Alternativmedizin (englisch abgekürzt: CAM, Complementary and Alternative Medicine)
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Graft-versus-Host-Reaktion
Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ist die immunologische Reaktion von transplantierte Immunzellen (z.B. Knochenmark) gegen den Empfängerorganismus. Diese kann in der Folge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation auftreten. Am häufigsten äußern sich Symptomean der Haut, Leber, dem Darm oder Auge.
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
allogen
von einem anderen Menschen stammend, z.B. Fremdspende.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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