Das Hypereosinophile Syndrom (HES) ist mit wenigen hundert Betroffenen in Deutschland eine sehr seltene Blutkrankheit und ist nur schwer zu diagnostizieren. Bisher verwendete Medikamente verursachten erhebliche Nebenwirkungen. Eine Studie mit dem neuen Wirkstoff Mepolizumab ist nun in Deutschland gestartet. Die Studie nimmt noch Patienten auf.

Bevor die HES-Patienten richtig diagnostiziert sind, haben sie in aller Regel bereits eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich. Meist sind es die Dermatologen oder die Hämatologen - also die Haut- oder die Blutspezialisten - die dem HES schließlich auf die Spur kommen. Die Betroffenen leiden doppelt: Hautödeme verbunden mit Juckreiz treten auf, aber es kann auch zu Organschäden an Herz und Lunge, Leber und Niere kommen. Und: Die bis heute zur Verfügung stehenden Medikamente müssen meist hochdosiert eingesetzt werden - oft verbunden mit schweren Nebenwirkungen.

Hier setzen Forscher von GlaxoSmithKline (GSK) an. "Mepolizumab" heißt ein Wirkstoff, entwickelt in den Laboren des Unternehmens. In einer weltweit angelegten Studie soll Mepolizumab nun nachweisen, dass es das HES wirkungsvoll in die Schranken weisen kann. Erste Erfahrungen mit dem Wirkstoff geben Hoffnung auf die Chance, mit HES ein weitgehend normales Leben führen zu können.

Viel ist über das Hypereosinophile Syndrom nicht bekannt und die Experten stützen sich auf Vermutungen: So kennt keiner die genaue Anzahl der Betroffenen. Die Krankheit tritt sehr selten auf; in Deutschland schätzt man die Zahl auf wenige hundert.

Vermutungen überwiegen auch, wenn es um die Ursache des HE-Syndroms geht. Wissenschaftler vermuten eine Autoimmunerkrankung und sprechen von einer leukämieähnlichen Krankheit. Die Patienten weisen erhöhte Werte an einer bestimmten Art der weißen Blutkörperchen, den eosinophilen Leukozyten, auf. Man spricht von einem HES, wenn dieser Wert der Eosinophilen über mindestens sechs Monate über einer bestimmten Grenze liegt, Organe des Körpers geschädigt werden und bekannte Ursachen hierfür ausgeschlossen wurden. Oft leiden die Patienten an starken Veränderungen der Haut, an Hautödemen und Juckreiz. Aber es kann auch zu Erkrankungen in Magen und Darm-Trakt und zu Schädigungen von Leber, Milz, Herz und Lunge kommen. Im schlimmsten Fall kann das HES zum Tod führen.

"Die Diagnose des HES ist sehr schwierig", sagt Dr. Jürgen Dethling, Fachbereichsleiter Infektiologie, Virologie und Onkologie bei GlaxoSmithKline. "Die Symptome sind extrem facettenreich. Diagnostiziert wird es deshalb meist erst von Experten."

Die Ärzte geben meist Kortison, Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, oder verordnen Chemotherapie. Oft muss hoch dosiert werden, was den Betroffenen erhebliche Nebenwirkungen bescheren kann.

Mepolizumab, ein von GSK-Forschern ursprünglich für die Behandlung von Asthma entwickelter Wirkstoff, hat in ersten Test vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Es läuft bereits eine von GSK gesponserte Studie, die das Ziel hat, die Verträglichkeit und Wirksamkeit nach zu weisen. Diese internationale Studie wird mit 84 männlichen oder weiblichen Patienten mit HES im Alter von 18 bis 75 Jahren durchgeführt. Auch in Deutschland wurden zwei Prüfzentren - eines in München und eines in Hannover - eingerichtet. Sollte Mepolizumab die Hoffnungen erfüllen, stünde den Patienten eventuell 2007 ein neues Arzneimittel zur Verfügung.

In Deutschland werden für die Studie mit Mepolizumab noch Patienten gesucht. Ärzte und Betroffene können sich direkt bei GlaxoSmithKline unter der Servicenummer 0180 / 3456 100 (9 Cent/Minute) melden und informieren.

Quelle: OTS-Meldung vom 24.08.2004, vgl. Yahoo! vom 24.08.2004

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