Die Immunität eines Stammzell-Spenders gegen Infektionen läßt sich offenbar durch die Zellen auf den Empfänger übertragen. Die übertragenen erregerspezifischen T-Zellen des Spenders verhindern zwar nicht die Infektion, sie verringern aber das Risiko, schwer zu erkranken. Dies betrifft auch das Risiko einer Zytomegalievirus-Erkrankung (
CMV), die bei
Transplantationen oft zu schwerwiegenden Komplikationen führt.
Wenn aus den gespendeten Zellen alloreaktiven T-
Lymphozyten entfernt werden und ihre Zahl ein bestimmtes Maximum nicht übersteigt, ist die Behandlung auch sicher: Es kommt nicht zu Transplantat-gegen Wirt-Reaktionen (GvH-Reaktionen).
Einer Studie italienischer Forscher zufolge kann eine solche Immuntherapie Leben retten. Dr. Katia Perruccio von der Universität Perugia hat vor kurzem über den Therapie-Ansatz bei einem Kongreß über Blut- und
Knochenmarktransplantation (
EBMT) in Barcelona berichtet.
T-Gedächtniszellen gegen das Zytomegalievirus62 Patienten mit hämatologischen Malignomen haben teilgenommen. Alle erhielten
Stammzellen eines haploidentischen Spenders. Als
Haplotyp bezeichnet man das HLA-
Gen-Muster auf einem
Chromosom. Drei Wochen nach der
Transplantation übertrugen die Forscher 27 von 38 Patienten der Therapiegruppe T-Zellen von Zytomegalievirus-(
CMV)-positiven Spendern. Bei ihnen hatten die Forscher T-Gedächtniszellen gegen das Virus nachgewiesen und angereichert.
Elf Probanden der Therapiegruppe erhielten Aspergillus-spezifische T-Zellen von ihrem Stammzellspender. Bei allen Zellpräparationen wurden alloreaktive
Lymphozyten drastisch vermindert. Die
Kontrollgruppe: 24 Patienten ohne weitere Zelltherapie nach der Stammzelltransplantation.
Bei den Kontrollpatienten tauchten erst neun bis zwölf Monate nach der
Transplantation CMV- oder Aspergillus-positive T-Zellen auf. Bei den Patienten der Therapiegruppe dagegen hatte sich die Zahl dieser Zellen schon zwei bis drei Wochen nach der Infusion der Spender-Zellen annähernd normalisiert, wie Perruccio berichtete. Die T-Zell-Immunität blieb für mindestens ein Jahr bestehen.
Bei 21 der 24 Kontrollpatienten kam es zu wiederholten Reaktivierungen einer
CMV-Infektion, und trotz präemptiver antiviraler Therapie starben sieben aus dieser Gruppe an einer
CMV-Pneumonie. Auch bei 24 von 27 Probanden der
CMV-Therapiegruppe wiesen die Forscher Virusantigene im Blut nach. Drei Patienten erkrankten.
Die adoptive Immuntherapie scheint auch vor schweren Verläufen von Pilzinfektionen zu schützen. In der
Kontrollgruppe starben sieben Patienten an einer Aspergillus-Pneumonie. Zwar tauchten auch bei zehn von elf Probanden aus dem Behandlungsarm Aspergillus-Antigene im Blut auf, sechs entwickelten eine Pneumonie, aber kein Patient starb daran.
Bei einem Probanden in der Behandlungsgruppe entwickelte sich eine GvH: Er hatte die meisten T-Lymphoyzten erhalten. Die Zellzubereitungen enthalten zum geringen Prozentsatz alloreaktive T-Zellen. "Wenn man das Maximum von einer Million Zellen pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreitet, entwickelt sich keine GvH", erläuterte Perruccio.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 05.04.2004 Knochenmarktransplantation
Bei der Knochenmarktransplantation werden einem Empfänger CD34-positive hämatopoetische Stammzellen, entweder eines Spenders (allogen) oder seine eigenen, zuvor entnommenen (autolog), transplantiert.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Kontrollgruppe
In einer klinischen Studie erhalten die Teilnehmer in der „Kontrollgruppe" entweder ein Placebo (ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff) oder die Standardtherapie, die mit der neuen Therapie verglichen wird.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Haplotyp
HLA-Gen-Muster auf einem Chromosom
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
CMV
Ein wichtiger Erreger insbesondere von schweren Lungenentzündungen nach Transplantation ist das Cytomegalievirus (CMV). Der Virus ist für gesunde Menschen unproblematisch, für Transplantationspatienten ist er jedoch aufgrund eines geschwächten Immunsystems lebensgefährlich. Der Nachweis von CMV vor einer Transplantation führt daher zu einer schlechteren Prognose.
APL
Akute Promyelozytenleukämie
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
European Society for Blood and Marrow Transplantat
Europäische medizinische Fachgesellschaft mit Sitz in Leiden, die sich mit der hämatopoetischen Stammzelltransplantation mittels peripherem Blut, Knochenmark oder Nabelschnurblut befasst.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Chromosomen
Träger des Erbguts im Zellkern. Sie enthalten die riesigen Kettenmoleküle der DNA kompakt verdrillt und gefaltet als Aggregate mit speziellen Proteinen. Die Chromosomen dienen unter anderem bei der Zellteilung der gleichen Verteilung des Erbguts auf die Tochterzellen. Die normalen menschlichen Körperzellen haben 46 Chromosomen. Bei Krebszellen kann die Zahl und/oder Struktur der Chromosomen verändert sein.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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