Die akute myeloische Leukämie entsteht durch eine bösartige Veränderung der Vorläuferzellen der Granulozyten und Monozyten. Die Reifung zu funktionstüchtigen Granulozyten oder Monozyten ist unterbrochen. Die Kombination von Histamindihydrochlorid und IL-2 hat das Ziel, die immunvermittelte Zerstörung restlicher myeloischer Leukämiezellen zu induzieren und dadurch ein Rezidiv der Leukämie zu verhindern.

Akute myeloische Leukämie (AML) - Therapie
Die Erhaltungstherapie der Akuten Myeloischen Therapie gilt neben der allogenen Stammzelltransplantation derzeit als einzige Option für Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML), um das Rezidivrisiko in erster kompletter Remission (CR1) zu senken. Hierbei zeigen sich die Ergebnisse zytostatischer Intervention widersprüchlich. Als vielversprechende neue Option der Erhaltungstherapie scheint sich die Kombination aus Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 zu erweisen. So konnte in einer randomisierten Phase-III-Studie das relative Rezidivrisiko der Patienten um ca. 30% gesenkt werden. Die verwendete Injektionslösung (Histamindihydrochlorid) ist seit Mai 2010 das erste zugelassene Medikament zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML). Zum Einsatz kommt der Wirkstoff in Kombination mit Interleukin-2 (IL-2) während der ersten Remission.

Induktionstherapie und Erhaltungstherapie: Rezidivrisiko und kumulative Toxizitäten senken
Patienten mit AML haben ein hohes Rezidivrisiko, selbst wenn sie unter einer Induktionstherapie eine erste komplette Remission (CR1) erreichen. Eine nachfolgende allogene Stammzelltransplantation kommt wegen Komorbiditäten gerade bei älteren Patienten meist nicht infrage. Auch eine klassische Erhaltungstherapie mit zytotoxischen Substanzen ist nicht erfolgreich genug, so Prof. Dr. Thomas Büchner, Münster. Kumulative Toxizitäten führen immer wieder zu notwendigen Dosisreduktionen oder Therapieabbruch, so dass die die zytotoxischen Potentiale nicht voll genutzt werden können, bestätigte auch Prof. Dr. Jacob Rowe, Haifa.

Kombination Interleukin-2 plus Histamindihydrochlorid senkt Rezidivrate von AML-Patienten
Neue Hoffnungen verbinden sich dagegen mit immunstimulatorischen Konzepten. So zeigten die Ergebnisse einer großen randomisierten Phase-III-Studie, dass die Erhaltungstherapie mit dem Zytokin Interleukin-2 in Kombination mit Histamindihydrochlorid die Rezidivrate von AML-Patienten deutlich senken kann (1). Die Studie verglich die Behandlung mit Histamindihydrochlorid plus IL-2 mit keiner Behandlung bei 261 Patienten in erster Remission (CR1) und bei weiteren 59 Patienten in erneuter Remission nach Rezidiv. Bei den CR1-Patienten stieg die mediane Dauer des leukämiefreien Überlebens von 291 Tagen auf 450 Tage nach Behandlung mit der Zweierkombination gegenüber keiner Behandlung. Die Anzahl der CR1-Patienten, die drei Jahre lang leukämiefrei bleiben, betrug 40 Prozent nach Behandlung mit den beiden Substanzen gegenüber 26 Prozent bei Patienten, die diese Behandlung nicht erhielten.

Die Idee, das körpereigene Immunsystem zu mobilisieren und für die Abwehr maligner Prozesse zu nutzen, wird schon seit vielen Jahren verfolgt, so Prof. Dr. Kristoffer Hellstrand, Göteborg. So kann man z.B. die Synergien von Interleukin-2 und Histamindihydrochlorid nutzen. Hierbei hat Histamindihydrochlorid die Aufgabe, Lymphozyten zu schützen, und zwar insbesondere NK-Zellen und T- Zellen, die für die immunvermittelte Zerstörung restlicher Leukämiezellen verantwortlich sind. IL-2 hat die Aufgabe, die Funktionen von NK-Zellen und T- Zellen zu fördern, indem es die antileukämischen Eigenschaften dieser Zellen aktiviert und diese Zellpopulationen durch Induktion der Zellzyklusproliferation verbreitet. Die gleichzeitige Gabe der beiden Substanzen kann somit die antileukämischen Funktionen von NK-Zellen und T-Zellen optimieren (4). ”Der Zusatz von Histamindihydrochlorid ermöglicht erst die Wirksamkeit von Interleukin-2”, so Hellstrand. Die gute Verträglichkeit dieser Kombinationstherapie und die Aufrechterhaltung der Lebensqualität (5) sprechen für eine vielversprechende Alternative als Erhaltungstherapie für AML Patienten.

Histamindihydrochlorid -  ein Immunmodulator
Histamindihydrochlorid ist ein innovativer Therapieansatz zur Behandlung als Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) in Kombination mit Interleukin-2. Der Wirkstoff Histamindihydrochlorid ist ein Immunmodulator, d. h., er verändert die Aktivität des Immunsystems. Histamin ist eine im Körper natürlich vorkommende Substanz, die an vielen Prozessen beteiligt ist. Es wird angenommen, dass sie die Zellen des Immunsystems bei der Behandlung von AML vor Schädigungen schützt. Dadurch verbessert sich die Wirksamkeit von Interleukin-2, welches das Immunsystem dazu veranlasst, kanzeröse Zellen anzugreifen. Die gemeinsame Anwendung von Histamindihydrochlorid und Interleukin-2 hilft dem Immunsystem dabei, die Leukämiezellen zu vernichten, die während der Remission im Körper verbleiben. Dadurch kann das erneute Auftreten der AML aufgehalten werden.

medizin Aspekte Ausgabe März 2011

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