Generika

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jan
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Re: Generika

Beitrag von jan » 21.10.2016, 11:53

saskia hat geschrieben:Hallo Jan ,
sehr interessanter Beitrag von Dir ,aber auch mit vielen offenen Fragen.
Ich habe ein langes Gespräch mit meiner Onkologin gehabt und folgende Aussage bekommen;ich werde ihnen weiter das Original von Novartis verschreiben und dieses der Kasse auch begründen. O-Ton Onkologin.
Ich habe unter anderem mit einem befreundeten Apotheker gesproche ,der mir sagte, dass Glivec im Original nicht vom Markt verschwinden wird und aus der Natur der Sache heraus, wird Novartis sicher preislich einiges tun,weil sie natürlich ihr Produkt weiter verkaufen wollen.
Er denkt, dass das was heute noch 10.000 € kostet,dann irgendwo bei 1000.00 oder in dem Rahmen liegen wird. Ich bin auf jeden Fall nicht bereit ,eine Generikum einzunehmen und würde mir immer das Original zusammen soaren,sollte es die Kasse nicht genehmigen.
Das von mir angesprochen Abweichen von bis zu 20% vom Original-da ist mir dann die Aussage -10% nach oben oder 10% nach unten doch völlig unverständlich.
Würde es nach unten bedeuten,ich werde meine erreichte Remission nun komplett erreichen?
Nach oben 10 %-würde das bedeuten das meine Remission verloren geht und ich in der nächsten Pcr eventuell mit einem 4% Ergebnis rechenn muss?
Ich verstehe es ehrlich gesagt nich wirklich,aber sollte es so sein,werde ich ja eigentlich "gezwungen" auf eine anderes TKI umzusatteln wobei keiner weiß,ob ich das dann vertrage und auch die Wirksamkeit wie bei Glivec so gegeben ist.
Viele Fragen einer medizinischen Unwissenden und absolut verunsicherten.
Saskia
Hallo Saskia

natürlich sind alle Informationen, die man im Moment vor Marktstart der Generika bekommt, nur inoffiziell. Aller Erfahrung aus anderen Ländern nach wird sich am Originalpreis aber auch nicht viel tun, weil der deutsche Preis als Referenzpreis für andere Länder gilt und sich der Hersteller damit das Preisgefüge in Ländern, in denen das Patent oder die Marktexklusivität noch läuft und damit nur das Originalpräparat verfügbar ist, oder in Märkten, in denen die Ärzte vom Gesundheitssystem nicht zum Verschreiben von Generika "gezwungen" werden (z.B. Schweiz) zerstören würde (bitte mich nicht kritisieren, ob das richtig oder ethisch ist, sondern es ist einfach, wie es in jedem Land ist).

Dafür wird aber vermutlich, sagen Gerüchte, Novartis über seine Generika-Tochter Hexal ein Imatinib-Generikum auf den Markt bringen, das anscheinend aus derselben Produktionslinie wie das Original kommt, aber anders verpackt wird.

Ich halte es ehrlichgesagt von Patientenseite für nicht unproblematisch, weiter ein Medikament für 3.400 EUR zu beziehen, wenn es ein Generikum mit ebenbürtiger Qualität für ein Fünftel bis Zehntel des Preises am Markt gibt, das genauso gut wirkt und sich genau so verhält wie das Original. Es wird dieser Tage sehr viel über die Arzneimittelkosten und Budgets diskutiert, und Pharma wird zu ihrer Preispolitik bei neuen Krebsmitteln stark kritisiert - es ist dann aber, das ist meine persönliche Meinung, auch schwierig, wenn wir Patienten selbst nach Ende des Patentschutzes auf einem absolut hochpreisigen Originalpräparat bestehen, ohne dass es dafür gute Gründe gibt. Dieses Geld fehlt am Ende im Gesamttopf, um neue Medikamente bezahlen zu können, die dann wiederum in den ersten Jahren teuer sind. Das Ende des Patentschutzes macht besonders in Zeiten knapper Budget Sinn und macht, ohne an Therapiequalität einzubüßen, Mittel frei für andere Innovationen, die erstmal teuer sind.

Ich würde mir bzgl Imatinib-Generika in Deutschland vor allem über Reimporte Sorgen machen. Arzneimittel, die über die EMA zugelassen und über die gesicherten deutschen Vertriebswege in die Apotheke kommen, sind chargengenau vom Hersteller über Großhandel bis zur Apotheke verfolgbar und überwacht. Bei Reimporten, eines der unsinnigsten Gesetze unter Ulla Schmidt, ist eine Menge Unsicherheit ins System gekommen, weil sie ein Eintrittstor für Fälschungen sein können, weil man die Wege von Hersteller bis Apotheke in Deutschland eben nicht mehr lückenlos nachweisen kann. Und je unübersichtlicher der Markt, desto eher können bei solchen Reimporten auch zu atemlos hohen Gewinnspannen Fälschungen (auch von Originalpräparaten) eingeschleust werden. M

Bzgl der "therapeutischen Breite" der offiziellen, qualitätsgeprüften Generika würde ich mir ehrlichgesagt nicht so viele Sorgen machen. Auch die Originalpräparate schwanken von Mensch zu Mensch bzgl der Bioverfügbarkeit, d.h. wie hoch der Blutplasmaspiegel in Höhe und Zeitverlauf ist - das sieht man an den Plasmaspiegelmessungen vieler verschiedener Patienten, selbst wenn diese alle die gleiche Dosis einnehmen. Eine Schwankung von 10% nach oben oder unten wird dabei das Ansprechen auf das Medikament nicht fundamental verändern, Du wirst Dir also keine Sorgen um Dein Ansprechen machen müssen. Außerdem gibt es ja regelmäßige PCRs, so dass selbst WENN was wäre, Du wieder - medizinisch begründet - auf ein anderes Imatinib oder das Original wechseln könntest.

Richtig problematisch ist aber fehlende Therapietreue, weil ein paar Tabletten auslassen pro Monat richtig riskant sind für Ansprechen und Remission - und da machen wir uns Sorgen, wenn Patienten alle paar Wochen ein anders aussehendes Generikum in einer anderen Verpackung bekommen, und dann die Medikamente (vermutlich mit einigen anderen) verkehrt eingenommen werden.

Dies alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Viele Grüße
Jan

saskia

Re: Generika

Beitrag von saskia » 20.10.2016, 23:38

Hallo Jan ,
sehr interessanter Beitrag von Dir ,aber auch mit vielen offenen Fragen.
Ich habe ein langes Gespräch mit meiner Onkologin gehabt und folgende Aussage bekommen;ich werde ihnen weiter das Original von Novartis verschreiben und dieses der Kasse auch begründen. O-Ton Onkologin.
Ich habe unter anderem mit einem befreundeten Apotheker gesproche ,der mir sagte, dass Glivec im Original nicht vom Markt verschwinden wird und aus der Natur der Sache heraus, wird Novartis sicher preislich einiges tun,weil sie natürlich ihr Produkt weiter verkaufen wollen.
Er denkt, dass das was heute noch 10.000 € kostet,dann irgendwo bei 1000.00 oder in dem Rahmen liegen wird. Ich bin auf jeden Fall nicht bereit ,eine Generikum einzunehmen und würde mir immer das Original zusammen soaren,sollte es die Kasse nicht genehmigen.
Das von mir angesprochen Abweichen von bis zu 20% vom Original-da ist mir dann die Aussage -10% nach oben oder 10% nach unten doch völlig unverständlich.
Würde es nach unten bedeuten,ich werde meine erreichte Remission nun komplett erreichen?
Nach oben 10 %-würde das bedeuten das meine Remission verloren geht und ich in der nächsten Pcr eventuell mit einem 4% Ergebnis rechenn muss?
Ich verstehe es ehrlich gesagt nich wirklich,aber sollte es so sein,werde ich ja eigentlich "gezwungen" auf eine anderes TKI umzusatteln wobei keiner weiß,ob ich das dann vertrage und auch die Wirksamkeit wie bei Glivec so gegeben ist.
Viele Fragen einer medizinischen Unwissenden und absolut verunsicherten.

Saskia

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Re: Generika

Beitrag von scratch » 20.10.2016, 22:16

Hi Jan,

danke für dein Webinar, hat einige Fragen beantwortet.
Morgen werde ich dann wohl das letzte Rezept einlösen, bei dem ich das Original-Glivec bekomme...mal schaun, was mich danach erwartet.

Wenn ich das richtig verstanden habe, entscheidet das dann die Krankenkasse, was ich bekomme(n darf)?
Und ob ein Plasmalevel nach dem Wechsel bestimmt wird oder nicht entscheidet dann der Arzt oder auch die Krankenkasse?
Ist bekannt, wie viele PCR dann gemacht werden dürfen oder gibt es dafür auch Grenzen?

Gerade am Anfang wird man doch ein mulmiges Gefühl haben und da könnten zusätzliche Kontrollen schon einiges zur Sicherheit beitragen.

Gruß,
Andy

jan
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Re: Generika

Beitrag von jan » 19.10.2016, 17:46

saskia hat geschrieben:Hallo :lol:
Ich habe heute erfahren, dass Generika 20% vom Original abweichen dürfen.
Was ist, wenn Glivec vom Original nicht mehr verschrieben wird?
Patent ist ja wohl abgelaufen.
Ich bin das erste mal ziemlich nah an einer kompletten remission 0.042.und meine Onkologin hat gute Hoffnung das ich noch den geforderten 0.0032 erreichen kann.
Was ist denn dran an diesem"Gerücht"
Danke
Saskia
Hallo Saskia

ich habe jetzt auf der Homepage von Leukaemie-Online ein Webinar veröffentlicht, in dem ich den aktuellen Stand bzgl Imatinib-Generika zusammengefasst habe. Ich hoffe, das ist hilfreich. Bitte lass mich wissen, ob das alle Fragen beantwortet.
http://www.leukaemie-online.de/38-cml/1 ... deutet-das

Viele Grüße
Jan

jan
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Re: Generika

Beitrag von jan » 19.10.2016, 09:37

saskia hat geschrieben:Hallo :lol:
Ich habe heute erfahren, dass Generika 20% vom Original abweichen dürfen.
Was ist, wenn Glivec vom Original nicht mehr verschrieben wird?
Patent ist ja wohl abgelaufen.
Ich bin das erste mal ziemlich nah an einer kompletten remission 0.042.und meine Onkologin hat gute Hoffnung das ich noch den geforderten 0.0032 erreichen kann.
Was ist denn dran an diesem"Gerücht"

Danke
Saskia
Hallo Saskia,

das Patent läuft im Dezember ab, vermutlich werden Imatinib-Generika kurz vor Weihnachten eingeführt. Gerüchteweise sollen über 40 verschiedene Hersteller auf den Markt drängen. Die 20% Abweichung (10% nach oben, 10% nach unten) ist bei Generika generell ein erlaubter Bereich, aber auf dem DGHO-Kongress letztes Wochenende hat eine Ärztin aus der Schweiz eine Studie gezeigt, in der untersuchte Generika vom Original in Bezug auf die Blutspiegel kaum abwichen.
Ich selbst habe auf dem DGHO auch einen Vortrag über CML-Generika gehalten. Ich werde die nächsten Tage nochmal dran arbeiten und Euch ein Webinar bauen, damit Ihr wisst, was gerade passiert. Ich würde mir da (in EU-Westeuropa) keine großen Sorgen machen.

Viele Grüße
Jan

saskia

Generika

Beitrag von saskia » 19.10.2016, 08:12

Hallo :lol:
Ich habe heute erfahren, dass Generika 20% vom Original abweichen dürfen.
Was ist, wenn Glivec vom Original nicht mehr verschrieben wird?
Patent ist ja wohl abgelaufen.
Ich bin das erste mal ziemlich nah an einer kompletten remission 0.042.und meine Onkologin hat gute Hoffnung das ich noch den geforderten 0.0032 erreichen kann.
Was ist denn dran an diesem"Gerücht"

Danke
Saskia

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