Eine französische Forschergruppe hat die kürzlich in Diskussion befindliche
Nebenwirkung Phosphatmangel (Hypophosphatämie) bei 34 Patienten untersucht. Am Klinikum in Nizza wurden zwischen September 2001 und Februar 2005 mit
Glivec 38 Patienten behandelt. 34 dieser Patienten (18 Männer, 16 Frauen) wurden in der Nachsorge weiterbetreut und dabei auch auf den Knochen-
Metabolismus untersucht. 15 Patienten zeigten einen niedrigen Blutserumspiegel von Phosphat. Hypophosphatämie trat im Durchschnitt nach 15 Monaten (Bereich 1-47 Monate) auf. Zwischen den Patientengruppen mit und ohne Hypophosphatämie gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede beim Alter, der Behandlungsdauer oder der
Glivec-Dosierung. Auch konnte kein Zusammenhang zwischen Phosphatlevel und der Blutkonzentration von
Glivec festgestellt werden.
Die Forscher untersuchten dann die Phosphataufnahme auf Basis der Exkremente, da
Glivec bekanntermaßen Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt bewirkt. Die Analyse ergab einen Zusammenhang zwischen Hypophosphatämie und Durchfall. Dies legt nahe, dass Hypophosphatämie durch Störungen des Verdauungstrakts ausgelöst werden könnte. Die Gabe von Phosphor-Nahrungsergänzungsmitteln über eine Dauer von 3 Monaten an 3 Patienten mit Hypophosphatämie erreichte keine Normalisierung des Phosphorniveaus, verschlechterte aber bei allen Patienten die Magen-Darm-Beschwerden. Die Autoren empfehlen daher keine Gabe von Phosphor-Nahrungsergänzungsmitteln.
Interessanterweise beobachteten die Forscher unabhängig vom Vorhandensein von Hypophosphatämie Zusammenhänge, die Auswirkungen auf den Knochenbau unter
Glivec-Therapie haben könnten. Dies könnte auch im Zusammenhang mit dem Phosphat-
Metabolismus stehen. Sie empfehlen in dieser Richtung weitere Forschungstätigkeit.
Quelle:
ASH-Abstract #4765.
ASH-Abstracts nach kostenloser Registrierung einsehbar (englisch)
[4765] Hypophosphatemia Observed in Chronic Myeloid Leukemia Patients Treated with
Imatinib Mesylate (Gleevec ) Is Related to Digestive Side-Effects. Session Type: Publication Only
Laurence Legros, Veronique Breuil, Patricia Ferrari, Jean Testa, Jill-Patrice Cassuto (Intr. by Francois Guilhot) Department of Hematology, Hopital Archet 1, Nice, France; Department of Rhumatology, Hopital Archet 1, Nice, France; Department of Hormonology, Hopital Saint Roch, Nice, France; Department of Medical Information, Hopital de Cimiez, Nice, France
Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne GewährWeiterführende Informationen:
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
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