Dr. Mustjoki von der University of Finland hielt einen Vortrag über die immunologischen Faktoren für ein erfolgreiches Absetzen der Behandlung der CML.
 
Die aus den Studien zum Absetzen der Behandlung gezogenen Lehren sind, dass beinahe die Hälfte der Patienten, die ein tiefes molekulares Ansprechen während mindestens zweier Jahre erreicht haben, in der Lage sind, die Behandlung mit TKI absetzen zu können. Nach dem Absetzen konnten bei vielen Patienten minimale Reste der CML auf sehr niedrigem fluktuierendem PCR-Level nachgewiesen werden. Ähnliche Erscheinungen wurden auch schon in den 1990er Jahren bei der Behandlung mit Interferon beobachtet, wo bei den meisten Patienten noch ein molekularer Nachweis der Erkrankung trotz erfolgreichen Absetzens der Behandlung vorlag. Patienten, die ein gutes Ansprechen auf Interferon erreichten und die Behandlung absetzen konnten, wiesen erhöhte erhöhte Spiegel von Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), tiefere Spiegel spezifischer T-Zellen oder ein spezifisch verschiedenes Zytokin-Profil im Vergleich zu Patienten auf, bei denen das Absetzen fehl schlug. Diese Immunmechanismen wurden z.B. auch in einer Studie in Mannheim von 2001 beobachtet, in der Patienten mit einer Kombinationstherapie aus Imatinib und Peg-Interferon behandelt wurden und anschliessend Imatinib oder beide Medikamente absetzten.
 
In den Stopp-Studien STIM (FR), DADI (JP), EUROSKI (EU), SIAV (IT/DE), TRAD (CA) und STOP (Skandinavien) werden derzeit Untersuchungen zur behandlungsfreien Remission durchgeführt. Immunologische Sub-studien werden mit Patienten aus solchen Studien durchgeführt, die sich mit der Bestimmung immunologischer Faktoren beschäftigen, z.B. der Messung von Lymphozyten-Untergruppen, dendritischen Zellen oder Immunglobulin-Rezeptoren. Beispielsweise hat die immunologische Substudie aus EUROSKI beobachtet, dass höhere Levels der NK-Zellen das Rückfallrisiko reduzieren. Wenn man die Zeitpunkte der Rückfälle nach dem Absetzen der Behandlung betrachtet, zeigten vor allem Patienten mit frühen Rückfällen (innerhalb der ersten 6 Monate nach dem Absetzen) geringere Anteile und Zahlen der NK-Zellen im Vergleich mit Patienten ohne Rückfall.
 
Es ist zur Zeit unklar, ob immunspezifische Faktoren den Erfolg des Absetzens der Behandlung spezifisch für jeden einzelnen Patienten beeinflussen, (z.B. Charakteristik der Rezeptoren, HLA-Typus, genetische Faktoren), oder ob diese Einflüsse erkrankungsspezifisch sind (z.B. Erkrankungsbiologie, immunsuppressive Mechanismen der CML, oder das Antigenprofil der CML-Zellen). Es ist auch unklar, ob diese Faktoren durch Medikamente beeinflusst werden können (z.B. Interferon, TKI, Impfstoffe, Zytokine, Gezielte Immunagonisten oder Immunantagonisten, NK-Zellaktivatoren).
 
Zusammengefasst ist es klar, dass Patienten, die in Remission bleiben, immer noch Reste von CML-Zelle in ihrem Körper haben, was nahelegt, dass die Immunkontrolle eine wichtige Rolle beim Absetzen der CML-Behandlung spielt. Verschiedene Studien haben erhöhte Anteile und Anzahlen von NK-Zellen mit einer besseren Wahrscheinlichkeit, die Behandlung erfolgreich absetzen zu können, in Verbindung gebracht. NK-Zellen könnten zusammen mit anderen Zellen des Immunsystems einen Rückfall verhindern. Die Rolle des Immunsystems wird in den laufenden Studien und an grösseren Patientenkohorten weiter untersucht, was die Chance ergeben könnte, Biomarker für die Vorhersage eines erfolgreichen Absetzens zu identifizieren. Immunmodulierende Behandlungen könnten eine Rolle in der zukünftigen Behandlung der CML spielen, und dabei helfen, die Zahl der Patienten zu erhöhen, die die Behandlung mit TKI absetzen können.
 
Jan Geissler, 10.06.2016

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